Cantatas & Instrumental Music

Mehr lesen

Als Spross einer venezianischen Adelsfamilie und mit einer Doppelbegabung auf den Gebieten der
Musik und der Literatur ist Benedetto Marcello (1686-1739) heute vor allem für zwei seiner Werke
bekannt: "Il teatro alla moda" (1720) und "L'estro poetico-armonico" (1724-1726). Sein musikalisches
Schaffen, das unterschiedliche Gattungen wie Opern, Kirchenmusik und Instrumentalmusik umfasste,
wurde von seinen Zeitgenossen Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann sehr geschätzt
und war prägend für spätere Generationen von Musikern. Zu seinen Schülern zählte u.a. Baldassare
Galuppi.Das neue Album von La Floridiana unter Nicoleta Paraschivescu beim Label deutsche
harmonia mundi präsentiert fünf herausragende Sinfonie à quattro und - mit Nuria Rial als Solistin -
vier Kantaten Marcellos, drei davon als Weltersteinspielungen. Diese drei Kantaten für Sopran und
Basso continuo sind einem, mit prächtigen Zeichnungen geschmückten Manuskript entnommen, das
heute zur Sammlung Schneider-Genewein in Zürich gehört. Es umfasst 24 Kantaten für Sopran und
Basso continuo, die erwiesenermassen von Marcello stammen. Die Handschrift wurde bereits 1941 von
dem Musikwissenschaftler Eduardo Dagnino beschrieben und galt bis vor einigen Jahren als
verschollen, als der Musikwissenschaftler Nicola Schneider diese auf einer Auktion ersteigern
konnte.Von den ausgewählten Kantaten auf dieser Aufnahme ist "Non son morta nel partire" eine
Besonderheit, sie ist ein unica, kommt also in keiner weiteren Quelle weltweit vor. Die Kantate "Ti
sento, amor, ti sento" kommt eher einem Lamento gleich (hier der Schäferin Dorinda). Auch in der
Kantate "A voi prati felici" klagt die unglückliche Clori über die Untreue Nisos vor dem Hintergrund
sonniger Frühlingswiesen. In dieser Kantate schreibt Marcello einige Stellen im Basso continuo in den
Oberstimmen aus. Diese si suona-Stellen sind besonders und selten, sie geben dem Spieler kleine
Hinweise, in welche Richtung der Komponist die Basso continuo Aussetzung haben möchte.Die
wunderbare Kantate "Qual turbine improvviso" für Sopran, Streicher und Basso continuo ist in einer
Handschrift der Biblioteca Marciana in Venedig überliefert. Die Singstimme, ständig von ungestümen
Streicherfiguren unterbrochen, evoziert die sich auftürmenden Wolken und die Entfesselung der
Winde, die das aufgewühlte Meer peitschen.Die fünf Sinfonie à quattro wurden vermutlich zwischen
1716 und 1726 komponiert und sind einem rätselhaften Monsieur Deux gewidmet. Die Handschrift,
vermutlich ein Autograf des Komponisten, ist heute in der British Library in London aufbewahrt. Auf der
CD sind die Sinfonie à quattro jeweils als instrumentale Einleitung zu den Kantaten gedacht, eine
damals durchaus übliche Form, diese richtig einzusetzen.