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Yes we can! - so oder so ähnlich mag die Devise Friedrichs des Grossen für seine generalstabsmässig
geplante Buffa-Offensive im heimischen Sanssouci inmitten des amüsierwütigen europäischen
Wettbewerbsumfelds gelautet haben. Mit "I Portentosi Effetti della madre Natura" von Giuseppe
Scarlatti im nagelneuen Schlosstheater des Neuen Palais in Sanssouci landete gleich das erste von
Friedrichs Import-Experimenten im Bereich der Komischen Oper einen durchschlagenden Erfolg. Rund
250 Jahre später erlebte das stilistisch gefühlt fünf Minuten vor Mozart entstandene Werk mit einem
Mix grosser Seria-Arien und mitreissenden volkstümlichen Anklängen als Produktion der Musikfestspiele
Potsdam Sanssouci seine Wiederauferstehung unter der künstlerischen Leitung von Dorothee
Oberlinger. Der Live-Mitschnitt der international hochgelobten szenischen Potsdamer Produktion mit
Kanon-Potential erscheint nun als Weltersteinspielung in Koproduktion mit rbb Kultur bei deutsche
harmonia mundi / Sony Music. In Goldonis Libretto wird eine Art Kaspar-Hauser-Geschichte erzählt:
Aus totaler Isolation stolpert der rechtmässige, seit seiner Kindheit gefangen gehaltene König von
Mallorca Celidoro plötzlich in die Freiheit. Alles ist ihm neu: Die Welt, die Menschen, die verwirrende
Gegenwart der Frauen, und ständig kollidieren seine Naturinstinkte mit rätselhaften Regeln. Wie er
durchs Dickicht der Macht- und Liebesspiele seinen Platz in der Gesellschaft findet, führt die 1752 in
Venedig uraufgeführte leichtfüssige Oper aufs Amüsanteste vor. Dank der Forschungsarbeit und
kritischen Edition des römischen Musikwissenschaftlers Francesco Russo darf Giuseppe Scarlattis
Buffa-Oper mit komödiantischem Esprit, melodischem Schmelz, Koloraturgeglitzer und lebhaften
Ensembleszenen nun auch in unserer Zeit weiter brillieren und den Beweis für Preussens komisches
Talent antreten. Die Blockflötistin und Dirigentin Dorothee Oberlinger ist seit 2019 Intendantin der
Potsdamer Musikfestspiele und Professorin an der Universität Mozarteum. Als Spezialistin für das
barocke Repertoire widmet sich die dreifache Echo Klassik Preisträgerin in Konzerten, Einspielungen
und Opernaufführungen insbesondere der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts.