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Jawohl – anregend ist Marcus Millers neueste CD ”Afrodeezia” alleweil und das musikalische Lustempfinden wird mit jedem Anhören gesteigert. Miller mag Wortspiele. Im Albumtitel steckt natürlich auch Afrika. Dorthin führte ihn seine musikalische Wurzelsuche, die auch im Rahmen seiner Tätigkeit als UNESCO-”Künstler für den Frieden” erfolgte und ihn am ”Slave Route”-Projekt mitarbeiten liess. So erklingt in ”B’s River” eine Kora, bevor dann der geslapte 1977er Fender Jazz-Bass sofort auf Marcus Miller rückschliessen lässt. Insgesamt will Miller mit diesem Album verdeutlichen, wie Menschen mittels Musik fähig waren, Unterdrückung zu erdulden, Hoffnung zu schöpfen sowie Sinn und Freude zu erfahren. In ”I can’t breathe” mit Rapper Chuck D. wird denn auch der Bogen in die Gegenwart geschlagen, indem die Polizeigewalt in den USA thematisiert wird. Marcus Miller scheint mit seinem letzten Album ”Renaissance” (2012) eine wahre Wiedergeburt erfahren zu haben. Er agiert weniger Bass-lastig als zuvor – schliesslich muss er niemandem mehr seine stupende Technik beweisen – und stellt sich vielmehr in den Dienst des Ganzen. Zusammen mit seiner herausragenden jungen Band (mit dem neuen hervorragenden Trompeter Lee Hogans) hat er erneut Grossartiges geschaffen, das in seiner Vielseitigkeit kaum zu übertreffen ist: Ob mit ”Papa Was a Rolling Stone”, der George Bizet-Adaption (”I Still Believe I Hear”) oder mit seiner Komposition ”Xtraordinary”, in der er eine Melodie von Ohrwurmqualität wunderschön auf dem Fretlessbass intoniert und die Bassklarinette markdurchdringend bläst – jeder Takt zeugt von einer Musikalität, wie man sie selten hört. ”Molto pesante” lautet das Fazit zu dieser Scheibe, die in keiner Sammlung fehlen darf! JAZZ’N’MORE